Mit der Hundeschule in die Stadt – Unsinn oder bringt es was?

In unserem Hundekurs, Erziehungskurs, unternehmen wir regelmäßig Ausflüge. Unter anderem findet auch immer ein Termin statt in der Stadt (evtl. sogar am Wochenmarkt), dem Baumarkt und am Bahnhof.

Meistens hören wir vorher von unseren Kunden: „Ich brauche so etwas nicht. Ich fahre nicht Bus oder Bahn und würde meinen Hund auch nie mit in die Stadt zum Shoppen nehmen. Das ist doch nichts für einen Hund!“ „Das bedeutet doch für einen Hund nur Stress!“

(Witziger Weise wird der Ausflug zum Bauernhof / Tierpark dagegen sehr gerne mitgemacht, weil der Hund sich an alle anderen Tiere gewöhnen soll 😉)

Nun, es geht auch gar nicht explizit darum, einem Hund „die Stadt“ oder „den Bahnhof“ zu zeigen oder ihn gar ans Shoppen zu gewöhnen. Es geht bei diesen Terminen viel mehr darum, einem Hund ganz prinzipiell die Vielfalt dieser Welt zu offenbaren.

Sozialisation

Ein Hund, der gelernt hat, dass es nicht nur Wald und Wiese und freilaufende Hunde gibt, sondern auch Straßenbahnen, Busse, Geschäfte, angeleinte bellende Hunde, Verkaufsständer, Werbebanner, komische Geräusche, Züge, Tauben, Gepäckstücke, die hinterhergezogen werden, Menschenschlangen usw. usw., der ist schlicht gut sozialisiert mit der Umwelt. Wir möchten damit erreichen, ihn offen für Neues zu machen/zu halten. Ein so weitreichend sozialisierter Hund wird auch in einer für ihn neuen und ungewohnten Situation ruhig, locker und offen bleiben. Außerdem trägt ein solches Training auch immer zur Bindung bei, da der Hund lernt, sich stets auf seinen Menschen verlassen zu können.

Aber wofür braucht man das?

Der grundsätzliche Gedanke, seinen Hund nicht mit zum Shoppen oder auf ein Volksfest zu nehmen ist selbstverständlich löblich. Aber wie schnell kann sich dieser Plan verändern, wenn man z.B. mit Hund in den Urlaub fährt oder Freunde besucht? Viele Hunde können nicht gleich in der neuen Umgebung alleine in der Ferienunterkunft oder in der Wohnung von Freunden bleiben und müssen dann zu8nächst bei jedem Verlassen der Wohnung mitgenommen werden. Für manchen Hund (und auch Mensch) wurde der Spaziergang an der Strandpromenade oder Besuch im Restaurant dann schon zum totalen Stress, weil der Hund weder solche, noch ähnliche Situationen je erlebt hatte. Oder die Ferienunterkunft liegt an einer befahrenen Straße oder der besuchte Freund wohnt in direkter Umgebung des Bahnhofs oder einer Baustelle.

Ein Hund, der z.B. noch nie eine Baustelle gesehen hat, der aber durch die Ausflüge in die Stadt usw. gelernt hat, dass diese Welt vielfältig ist, wird auch dieser für ihn völlig unbekannten Situation erstmal offen und ruhig begegnen. Das bedeutet, dass ein Training in der Stadt, am Bahnhof usw. den Hund nicht stressen soll, sondern eher einem Stress vorbeugen soll. Denn durch dieses Training weiß er schon, dass diese Welt manchmal Überraschungen für ihn bereithält und er sich außerdem auch immer auf seinen Menschen verlassen kann. DAS IST DAS ZIEL von Stadttraining, Bahnhoftraining mit einem Hundekurs.

Fazit

Auch wenn es sich für manche Hundebesitzer zunächst unnötig anhört, ein Hundetraining in der Stadt oder dergleichen zu absolvieren, sollte es zu einer guten Sozialisation des Hundes und Teambildung Mensch/Hund einfach dazu gehören.

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt:

Eine Besonderheit sind hier natürlich Hunde, die sowieso schon eine mangelhafte Sozialisation aus der frühen Kindheit mitbringen. Häufig erleben wir dies bei Tierschutzhunden / Hunde aus dem Tierschutz / aus dem Tierheim, da sie durch ihre Haltung leider meistens viel zu wenig von der „normalen“ Welt mitbekommen haben. Diese brauchen häufig erstmal ein besonderes Hundetraining, das individuell abgestimmt wird, bevor man an einen Ausflug in die Stadt denken kann 😉.

©by Gabi Klaassen, Hundeschule Rhein-Wupper

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